Tierisch Sozial

drObs November 2021

drObs November 2021

Ab Donnerstag gibt es die neue drObs unter dem Titelthema „Tierisch Sozial“ an eurer Straßenecke! Unsere Titelgeschichte macht deutlich, welch wichtige soziale Rolle Tiere in unserem Leben spielen, insbesondere dann, wenn Menschen nicht der Norm entsprechen. 
 Der siebenjährige Finn ist von Geburt an aufgrund eines sehr seltenen Gendefektes geistig schwerstbehindert und autistisch. Draußen spielen, einkaufen gehen, im Bus fahren – was für gewöhnliche Kinder Alltag ist, bringt Finn schnell aus dem Gleichgewicht – auch für seine Mutter Ivonne (Herzensangelegenheit) oft eine Zerreißprobe. Seit Assistenzhund Kenzie an Finns Seite ist, hat sich das Leben der kleinen Familie um 180 Grad gedreht. Der Golden Retriever ist staatlich geprüfter Autismusbegleithund und gibt Finn im Alltag Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit – und seiner Mutter eine völlig neue Perspektive auf ihren Sohn. Assistenzhunde durchlaufen eine lange, intensive Ausbildung, um auf die jeweiligen Bedürfnisse ihrer „Klient*innen“ vorbereitet zu werden. Die Kosten für die Betroffenen liegen im mittleren fünfstelligen Bereich. Doch längst nicht jeder kann sich den tierischen Begleiter leisten, denn die Krankenkassen tragen trotz politischer Vorstöße auf Bundesebene noch immer nicht die Kosten. Vor allem arme Menschen mit Behinderung werden so ausgegrenzt. Finns Familie konnte diese Hürde nur dank einer Spendenkampagne überwinden.

Des Weiteren lernt ihr Charlie kennen. Charlie ist Sinto und lebte jahrzehntelang ohne festen Wohnsitz im Wohnwagen. Seit dem Tod seiner Frau ist sein Hund Chico sein einziger Halt. Als EU-Ausländer in Dresden hat der Sohn einer Holocaust-Überlebenden in der Corona-Pandemie seinen Job verloren. Nun droht ihm wieder die Straße, wenn er keinen neuen findet. Charlie erzählt, warum er sich niemals von Chico trennen würde – auch nicht für einen warmen Schlafplatz in einem Nachtcafé oder einem Heim für Wohnungslose. In Dresden gibt es seit Herbst im Ersatzneubau des Übergangswohnheims am Emerich-Ambros-Ufer erstmals zwei Zimmer für die gemeinsame Unterbringung von Wohnungslosen und Hund. Doch das ist längst nicht für alle Betroffenen eine Lösung. Denn sollte Charlie wieder auf der Straße landen, hätte er als EU-Bürger gar keinen Anspruch auf eine Heimunterbringung auf Staatskosten.