Starke Kinder

drObs Juni 2023

drObs Juni 2023
Die Kinder sind unsere Zukunft – so heißt es oft vollmundig. Und die Sprecher haben recht! Sie sind es. Doch allzu oft hat man das Gefühl, als würde dieser Spruch nur vorgeschoben, die Kinder instrumentalisiert, um politische Ziele voranzubringen. Denn wenn es wirklich mal nur um ihr Wohl im Hier und Jetzt geht, dann erstickt sich der Diskurs oft selbst in ermüdendem Politgeplänkel.

Bei der Kindergrundsicherung zum Beispiel, die – von SPD und Grünen im Wahlkampf gefordert – inzwischen zum Ampel-internen Trauerspiel verkommt, in dem die einen mauern und der andere tragfähige Konzepte missen lässt. Wir haben mit dem Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes, Daniel Grein, gesprochen. Er erklärt im Interview, wie arm Deutschlands Kinder wirklich sind, warum eine Kindergrundsicherung hier etwas bewirken könnte und wie eine wahrhaftige solche aussehen sollte.

Zweites Beispiel: Alkohol. 20 Prozent der deutschen Schwangeren konsumieren Alkohol. Mindestens 3 000 Neugeborene kommen deshalb jedes Jahr mit einem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) auf die Welt, das irreparable Hirnschäden mit sich bringt. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, selbst abhängig zu werden und im Leben zu scheitern und deshalb im Schnitt eine Lebenserwartung von nur 34 Jahren. Dennoch schafft es die Politik nicht, Kampagnen auf den Weg zu bringen, die notfalls auch zulasten der Alkoholindustrie vor den Schäden durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft warnen und Alkohol nicht als gesellschaftlich anerkannten Stimmungsmacher porträtieren, sondern als Zellgift, das tötet. Das ist umso fataler, als die Diagnose FAS in Deutschland nach wie vor kaum bekannt ist. Eine große Zahl an Betroffenen erhält sie nie. Wir haben eine junge Frau getroffen, die mit Ende 20 die Diagnose FAS bekam. Heute ist Mylene Zacharias 30 und lebt nach jahrelanger Alkohohlabhängigkeit und Obdachlosigkeit im ersten Wohnprojekt für junge Menschen mit FAS in Berlin. Weil ihre Mutter während der Schwangerschaft trank, wird Mylene ihr Leben lang auf umfassende Unterstützung angewiesen sein, die sie hier bekommt. Als Erfahrungsexpertin rückt sie die Krankheit und ihre schrecklichen Folgen bei Behörden, Ämtern, aber auch in Schulen, Kitas und Kliniken ins Bewusstsein. Mehr über Mylenes Geschichte erfahrt ihr in der Titelgeschichte unserer heute erschienenen Juni-Ausgabe unter dem Titelthema „Starke Kinder“, die natürlich auch noch viele andere spannende Themen parat hält. So könnt ihr u. a. lesen, wie Dresdens Anonyme Mädchenzuflucht arbeitet, und wie Schulbegleiter*innen Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten Teilhabe am Regelunterricht ermöglichen. 🤓🤓