Emanzipiert euch!

drobs März 2021

drObs März 2021

Es ist irgendwie schon eine besondere Ausgabe, unsere diesjährige März-Ausgabe: Vor einem Jahr markierte unser März-Heft 2020 einen Bruch – denn kurz nach Erscheinen hieß es damals für die drObs am 19. März: die Produktion einstellen. Erscheinen konnten wir erst wieder Anfang Mai mit einer „Notausgabe“.
Seither konnten wir gottseidank weitermachen, aber Corona hat uns begleitet wie ein dunkler Schatten.

Und die Seuche wird uns weiterbegleiten. Unser aktuelles März-Heft unter dem Titelthema „Emanzipiert euch!“, auf der Straße seit Mittwoch erhältlich, denkt das Thema Emanzipation im Monat des heutigen Internationalen Frauentages im weitesten denkbaren Sinne. So ist es auch gerade in der Corona-Krise sinnvoll, sich hin und wieder mal zu fragen, wo es nicht gut läuft, wo Menschen benachteiligt und ausgegrenzt und damit unnötig in Not gebracht werden. In unserem Brennpunkt-Interview haben wir mit Dr. Joachim Rock vom Paritätischen Gesamtverband über die Corona-Hilfen für Bedürftige gesprochen, die im Februar nach fast einem Jahr und einem milliardenschweren Hilfspaket für UnternehmerInnen und Banken endlich beschlossen wurden. Rock meint: „Das hat viel zu lange gedauert, und die Hilfen sind viel zu knapp bemessen“.
In unserem „Kälte-Schwerpunkt“ befassen wir uns außerdem mit der schwierigen Situation obdachloser Menschen im zurückliegenden Extremwinter mit Minusgraden bis -20 Grad. Unter anderem stellen wir die Frage in den Raum, ob es legitim ist, dass eine Dresdner Suppenküche einen Obdachlosen wegen mangelnder Hygiene und strengen Geruchs bei Minusgraden vor die Tür zum Essen schickt, weil andere Gäste sich beschweren. Der Fall sorgte im Februar mitten im härtesten Winter für Entsetzen unter den Pieschener Anwohnern – stellt aber vor allem die Suppenküche vor ein Dilemma.

In unserem Titelthemenbereich wenden wir uns – auch aus aktuellem Anlass der drastischen Verschärfung der Lage für Frauen im Nachbarland Polen seit Jahresbeginn – dem Thema Abtreibung zu. Wir haben eine Dresdnerin getroffen, die offen dazu steht, abgetrieben zu haben und ihre Geschichte erzählen will. Und wir lassen mit der umstrittenen christlich-konservativen Autorin Birgit Kelle eine der schärfsten Anti-Abtreibungs-Aktivistinnen zu Wort kommen. Kelle sagt: „Wir haben uns an das Töten gewöhnt“ und nennt Abtreibungen „pervers“. Für sie wie auch für die polnische Regierung beginnt das Menschenrecht auf Leben und Menschenwürde mit der Empfängnis. Jane Rönsch, die abgetrieben hat, fragt dagegen: „Wer fragt die Ungeborenen eigentlich, ob sie so ein Leben führen wollen: ungewollt, ungeliebt und mit einer Mutter, die ihnen nichts bieten kann?“

Wir schauen außerdem einmal mehr über den Tellerrand und fragen mit unserem Gastbeitrag der Göteborger Straßenzeitung „Faktum“: Was ist drei Jahre nach ihrer Gründung eigentlich aus der „MeToo“-Bewegung geworden? Die Mutter der Bewegung, Tarana Burke, gibt Antworten.
Im Kulturteil schließlich freuen wir uns mit der freien Szene über Fortschritte in der inklusiven Kunst in Sachsen: Mit dem LOFFT – Das Theater gibt es in Leipzig seit letztem Jahr die erste inklusive Tanzkompagnie an einem sächsischen Theater, aber auch in Dresden tut sich einiges in Sachen Emanzipation von KünstlerInnen mit Behinderung.